Fähnriche

Das Fahnenschwenken in Holzminden

 

 Fähnriche zum Schützenfest 2015 

 

Leiter der Fahnenschwenker Schaffer Walter Kumlehn
Fahnenschwenker Schaffer Friedrich Schütte
Fahnenschwenker Major Karl Heinz Rahn
Fahnenschwenker Hauptmann Olaf Reinfeld
Fahnenschwenker Hauptmann Robert Schütte
Fahnenschwenker Hauptmann Jürgen Berger
Fahnenschwenker Hauptmann Gunnar Krempel
Fahnenschwenker Hauptmann Artur Markworth jun.
Fahnenschwenker Oberleutnant Peter Penke-Wevelhoff
Fahnenschwenker Oberleutnant Karsten Kumlehn



 Die Fähnriche im Jahre 2013
 
Ein Höhepunkt des Holzmindener Schützenfestes ist zweifellos das Fahnenschwenken, das von den Fähnrichen der Bürgerschützengesellschaft seit Generationen überliefert und gepflegt wird.
Es geht zurück zu den ältesten Aussagen, die wir über das Fahnenschwenken kennen, nämlich in
die Zeit der Landsknechts- und Söldnerheere, also zu Beginn des 16. Jahrhunderts.

Die Verteidigung der Stadt gegen das Raubrittertum und gegen marodierende Horden vor und während des 30jährigen Krieges oblag allen freien Bürgern. Erstmals ist darüber ein Bericht aus dem Jahre 1519 vorhanden, der die Existenz einer Holzmindener Schützenwehr ausweist. Die Bürgerschützen, eingeteilt in zwölf Rotten, übernahmen die Verteidigung' der Stadt und sorgten für die öffentliche Ordnung. Drei Rotten waren zu einer Kompanie zusammengefasst, so dass vier Kompanien vorhanden waren. Jede Kompanie hatte eine Fahne und so auch einen Fähnrich. Aus dieser Überlieferung sind auch heute noch die vier Kompaniefahnen vorhanden.
Man kann also annehmen, daß schon im Mittelalter mit der Aufstellung der Bürgerwehren in Holzminden, sicher aber zur Zeit der Gründung der Bürgerschützengesellschaft, auch das Fahnenschwenken hier bei uns entstanden ist.

Wie schon am Anfang beschrieben oblag es dem Fähnrich, seine Rotten in Stimmung zu halten und sie auf den Kampf vorzubereiten. Sicher werden auch in Holzminden Fähnriche mit einem einfachen Fahnenspiel zur Kurzweil beigetragen haben oder auch damit Stolz und Vertrauen, Fahne und Fähnrich gegenüber, geweckt und gestärkt haben. Bei den Schützen hat sich das Schwenken später wohl dadurch entwickelt, daß nach dem besten Schuss der Vogel gefallen oder auf der Scheibe ermittelt war und der Schützenzug zu den Zelten marschierte. Hierbei werden die Fähnriche vor Freud ihre Fahnen hin und her geschwenkt haben, woraus sich dann die Huldigung für die Besten ergab.

Das Fahnenspiel in kunstvoller Form wurde, wie auch andere Schützenbräuche, von den Flamen hierher gebracht. Anders als in vielen Orten, wo Fahnenbräuche erhalten sind, wird es nicht als Einzelschwenken gezeigt, sondern in Gruppen und nach festgelegten Touren und Musikstücken dargeboten. Es soll keine Schauattraktion sein, sondern durch das Schwenken der Fahnen in den Gruppen die Einigkeit der Kompanien, heute Gemeinschaft der Schützen, symbolisiert und Magistrat und Landesregierung gehuldigt werden. Die Fähnriche schwenken beim Degenstück, und das wird durch das Kommando des Generaladjutanten klar ausgedrückt, zur Ehrung der Majestäten, der Generalitäten, der Ehrengäste, der Schützenkompanien, unserer Bürgerschaft, unserer Heimat und des ganzen deutschen Vaterlandes. Das Schützenbataillon bleibt während dieses eindrucksvollen Höhepunktes und zu den Klängen des Deutschlandliedes unter präsentiertem Gewehr stehen.

Unser Holzmindener Fahnenspiel hat sich in der Darstellung im Laufe vieler Generationen kaum verändert. Es bestand ursprünglich aus sechs Touren. Die letzte Tour, das Pistolenstück mit Schießen, ist Anfang des 20. Jahrhunderts wegen der damit verbundenen Gefahr fallengelassen worden.
 


 
Fahnenweihe 5. Juni 1993
 
Bis Ende der 1950er Jahre wurde beim Schützenfest das Schwenken mit den vier vorhandenen alten Kompaniefahnen, am Festsonntag auf dem Marktplatz und am Festmontag in der Neuen Straße, gezeigt. Die Fahne wurde beim Einmarsch zum vorgesehenen Schwenkplatz im Gurt getragen und jeder Fähnrich von zwei Begleitern eskortiert.

Beim Schwenken standen sich auf dem Marktplatz je zwei Fähnriche oberhalb und unterhalb des Brunnens und in der Neuen Straße je zwei Fähnriche vor dem Rathaus und dem Landratsamt gegenüber. Da die eine Tour als Vierergruppe im Karree auf allen vier Schwenkplätzen wiederholt wurde, ergab sich ein Fahnenspiel aus insgesamt fünf Touren.

Im Jahre 1960 wurde die Fahnengruppe erweitert und beim Schützenfest 1961 bot sich erstmals ein schönes erweitertes Fahnenspiel mit acht Fähnrichen auf dem Marktplatz und anschließend auf dem Haarmannplatz. Das Schwenken in der Neuen Straße wurde fallengelassen. Der neugestaltete Haarmannplatz bot Tausenden Festteilnehmern und Gästen Gelegenheit, das eindrucksvolle, in Niedersachsen einmalige Fahnenschwenken wie in einer Arena zu erleben. Neu war vor allem der Ein- und Ausmarsch der Fähnriche in Doppelreihe mit schwingenden Fahnen nach heimatlicher Marschmusik.

Durch Zusammenlegung der Touren 1 und 3 (Achterstück) und Aufteilung in Vierergruppen stellt sich das neue Fahnenspiel in drei Touren dar. Der Bewegungsablauf und die Schrittfolge der einzelner Touren wurden im wesentlichen nicht verändert. Die Abläufe sollen hier nicht näher erläutert werden.
Die einzelnen Touren werden nach vorgeschriebenen Märschen eingeübt. So wird das Achterstück nach den Klängen des "Finnländischen Reitermarsches" und das Vierseitenstück nach dem "Hohenfriedberger Marsch" geschwenkt. Der Höhepunkt des Spiels, das Degenstück, wird mit gezogenen zueinander zeigenden Degen nach den Klängen des Deutschlandliedes mit einer besonderen Bravour vorgeführt und symbolisiert Ehrung und Einsatz für das Vaterland.

Das Tempo der Märsche ist den Abläufen der Schwenkstücke angepasst. So hat sich für die Märsche beim Ein- und Ausschwenken sowie für das Achter- und Vierseitenstück das Tempo 84 als ideal herausgestellt, während das Degenstück etwas langsamer, also mit Tempo 80 geschwenkt wird.

Die Fahnensektion besteht zur Zeit aus dem Oberfähnrich und zwölf aktiven Fahnenschwenkern.
Junge geeignete Schützenbrüder werden als Fahnenschwenker geworben oder bestimmt. Bedingt durch das Kontergewicht am Fahnenstock und die Fahnentuchgröße wird erheblicher Kraftaufwand zur Führung der Fahne benötigt. Es ist daher vorteilhaft, möglichst Schützen von größerer Statur als Fähnrich auszubilden. Die Fähnriche bringen zur Erlernung und Ausübung dieser Kunst viel Mühe, Zeit und Idealismus auf. Der ausgebildete Fahnenschwenker steht dann im Range eines Oberleutnants und ihm wird das Ärmelabzeichen der Fähnriche sowie das Schulterstückabzeichen in Form zweier gekreuzter Fahnen ausgehändigt.
 
 
Die Fähnriche im Jahre 1990

Nach altem Brauch erhält jeder Fähnrich nach dem Schützenfest für die aufgewandte Mühe eine gute Flasche Wein. Im sauber geführten Schützenrechnungsbuch von 1781, 1785 und 1788 wird belegt, daß damals bereits für vier Fähnriche Wein ausgegeben wurde. Die Fähnriche verzehren diesen Wein bei einem guten Essen und schöner geselliger Feier mit Tanz gemeinsam mit ihren Damen und revanchieren sich bei ihnen für ihr Verständnis, von ihnen während der vielen Übungsstunden alleingelassen zu werden.

 

Die Fähnriche im Jahre 2007